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Pressemitteilung

"Dürre und Überschwemmungen - Folgen der Landnutzung auf unser Klima" Vortrag von Prof. Dr. Karl Auerswald in Regenstauf

In einem Vortrag in Regenstauf am 22. Februar erläuterte Prof. Dr. Karl Auerswald welche Auswirkungen die Landnutzung auf den Wasserkreislauf und damit zusammenhängende Klimabedingungen hat und mit welchen Mitteln positive Effekte erzielt werden können, die den Konsequenzen des CO2-bedingten Klimawandels entgegenwirken.

Foto: Prof. Dr. Karl Auerswald

Im gut gefüllten Nebenzimmer der Jahngaststätte Regenstauf begrüßte der Vorsitzende des ÖDP-Kreisverbandes Regensburg-Land Matthias Baldauf den Referenten und ein interessiertes Publikum. Darunter hatten sich mit  Dr. Josef Paukner von der Donau-Naab-Regen-Allianz (DoNaReA) und Michael Maly vom Bündnis zur Bewahrung der besten Böden Bayerns (BBBB) auch Vertreter bedeutender Verbände, die im Landkreis Regensburg für Boden- und Gewässerschutz stehen, eingefunden.


Auerswald definierte zunächst zwei Formen des menschengemachten Klimawandels, den CO2-getriebenen Klimawandel und Landnutzungsgetriebenen Klimawandel, die direkt miteinander gekoppelt seien. Im Rahmen des mit Bildern und Diagrammen sehr anschaulich gestalteten Vortrags konzentrierte sich der Referent auf den Aspekt der Landnutzung und zeigte anhand von Forschungsergebnissen und Anlaysen auf, wie sich diese besonders auf Temperaturerhöhung, Trockenheit und Starkregenereignisse auswirke.

Der CO2-getriebenen Klimawandel führe zu selteneren und heftigeren Regen, zur Zunahme von Wind und Bodenerosion und zur Beschädigung des Bodenspeichers im Wasserkreislauf. Die heutige Landnutzung wiederum, in der im Straßen- und Städtebau und in der Landwirtschaft Bodenflächen versiegelt, drainiert und Unterböden verdichtet werden, führe zu einer Störung des Wasserkreislaufes und der Beschädigung des Bodenspeichers. Das Wasser fließe zu schnell an der Oberfläche ab und kann vom Boden nicht ausreichend gespeichert werden. Die Effekte von CO2-getriebenem Klimawandel und landnutzungsgetriebenem Klimawandel verstärkten sich gegenseitig.

Anhand von Beispielen erläuterte Auerswald vier zentrale Faktoren:

-1. Bodenversiegelung. In Bayern etwa sind 5% der Fläche versiegelt, das entspräche 270 m2 pro Einwohner. Dies führe dazu, das 13% weniger Grundwasser gebildet werden.

-2. Entwässerung. Auerswald führte vor Augen, dass nicht nur (teils historische) Entwässerungsgräben zur Drainage landwirtschaftlicher Flächen die Landschaften austrocknen, sondern auch das dichte Netz von Verkehrs- und Forststraßen, die meist von wasserabführenden Straßengräben begleitet seien und in Berglagen die wasserführenden Bodenschichten geradezu aufschnitten, so dass das für den Wald notwenige Wasser in kleinen „Wasserfällen“ austritt und über die Straße abflösse statt im Boden zu bleiben.

-3. Unterbodenverdichtung. Durch schwere landwirtschaftliche Maschinen würden die Böden so verdichtet, dass Wasser nicht in tieferen Schichten gespeichert werden könne und Pflanzen nur Wurzeln in den oberen Schichten ausbildeten. Schon kurze Trockenperioden, die den Boden nur an der Oberfläche austrocknen, könnten so Ernten gefährden.

-4. Entfernung von Hecken in der Landschaft, insbesondere in der Landwirtschaft. Hecken böten Windschutz und regulierten das Mikroklima, so dass Pflanzenwachstum und Ertrag auf den angrenzenden Feldern positiv beeinflusst würden.

Fazit des Referenten:

„Die Landnutzung greift an so vielen Stellen massiv in den Wasser- und Energiehaushalt ein, dass es zumindest in unserem Klimaraum möglich sein müsste, die negativen Effekte des CO2-getriebenem Klimawandels abzufedern. Mindestens sollten aber die negativen Effekte der Landnutzung kompensiert werden.“

Vordringlich seien hier die Entsiegelung (z.B. Parkplätze) und Begrünung (z.B. Dächer, Alleen, Fassaden, Parkplätze) von Flächen, eine abflussbremsende Gestaltung der Straßengräben, die Verminderung der Radlasten, die Schaffung von Feuchtflächen (nicht nur Mooren), eine durchgehende Bodenbedeckung, Hecken und Heckenähnliches (z.B. auch Solarzäune, Agroforestry).

Zwischenfragen und eine lebhafte Anschlussdiskussion, in der vor allem Aspekte aus der Praxis der Landwirtschaft besprochen und durchaus von unterschiedlich Standpunkten aus bewertet wurden, zeigten wie aktuell und tief das Interesse an diesem Thema ist.

 

 

Der Referent: Apl. Prof. Dr. Karl Auerswald studierte Agrarwissenschaften an der TU München (Abschluss Dipl. Ing. agr. Univ. 1980), promovierte am Lehrstuhl für Bodenkunde der TU München (1984, mit Auszeichnung), habilitierte dort (1992) nach einer Tätigkeit am Bayerischen Geologischen Landesamt und bekam die Venia legendi (1994) im Fach Bodenkunde. 1994 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl ‘Bodenkunde und Bodenschutz’ an der Universität Halle. Seit 2001 ist er außerplanmäßiger Professor an der TU München.

Vortrag am 22. 02.2024 in Regenstauf

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