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persönlicher Kommentar

Hühnerbauern im Würgegriff der Geflügelzuchtindustrie

Monopole gefährden Rassenvielfalt

Verfasser: Matthias Baldauf

Wenn wir Bio-Eier oder Bio-Hähnchen kaufen, denken wir an glückliche Hühner und haben ein gutes Gewissen: Die Tiere haben ausreichend Platz im Stall, müssen Auslauf im Freien haben, bekommen Bio-Futter und sind neuerdings meist Zweinutzungshühner. Aber woher kommen die Legehennen und Masthähnchen, die die Betriebe halten? Vom eigenen Hof? Weit gefehlt.
Die Junghennen und -hähne werden in aller Regel von der Geflügelzuchtindustrie erworben. Da die Züchtung von Hochleistungshühnern komplex und teuer ist, können sich diese nur große Brüter-Gesellschaften leisten.

So liegt die Geflügelzucht in Europa in der Hand von wenigen Großkonzernen wie in Deutschland der Lohmann Tierzucht AG, die zum Erich-Wesjohann-Konzern gehört.
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Die gezüchteten Hühner sind sogenannte Hybride, die durch die Kreuzung verschiedener Rassen entstehen. Mit den Hybriden kaufen sich die Hühnerbauern eine garantiert hohe Legeleistung von bis zu 320 Eiern pro Jahr beziehungsweise eine besonders frühe Schlachtreife der Brathähnchen, die im konventionellen Bereich bereits nach einem Monat erreicht wird. Dafür begeben die Bauern sich aber in Abhängigkeit der Großkonzerne. Denn Hybride kann man nicht weiterzüchten. Sie sind genetisch so konstruiert, dass ihre Nachkommen nicht mehr über die selbe Legeleistung und Mastfähigkeit verfügen.

Auch bei Biobauern ist das nicht anders. So stellte sich bei den Regionaltagen des Landkreises Regensburg 2020 auch der Biohof Riepl aus Langenkreith bei Hemau vor. Er betreibt mobile Hühnerhaltung und hat sich dabei für die von der Lohmann Tierzucht AG als Zweinutzungshuhn vermarktete Rasse "Sandy" entschieden. Im Alter von 18 Wochen werden die Junghennen geliefert. In jedem der drei mobilen Ställe werden etwa 230 Hühner gehalten, die nach Aussage der Bäuerin täglich im Schnitt 210 Eier legen. Damit kommt jedes Huhn auf das Jahr gerechnet auf eine Legeleistung von weit über 300 Eiern. Wenn die Legeleistung nach etwa einem Jahr ihren Zenith überschritten hat, werden die Hühner an Hobbyhalter abgegeben oder zu Suppenhühnern.


Nachzüchtungsfähige Zweinutzungshühner statt Industrie-Hybride

Das Ziel, um aus dieser Abhängigkeit der Geflügelindustrie zu kommen, muss die Pflicht zur Nachzüchtungsfähigkeit der Tiere sein. Und sie sollten aus tierethischen Gründen Zweinutzungshühner sein, damit sowohl weibliche als auch männliche Küken wirtschaftlich gehalten werden können.

Rassehühner für Kleinbauern und Privathalter

Die Monopolbildung in der Geflügelzucht hat zudem zu einer Gefährdung der Rassenvielfalt geführt. Mittlerweile sind die Zuchtlinien so stark vereinheitlicht, dass laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) den meisten kommerziellen Zuchtlinien nur noch vier Rassen zugrunde liegen. Dabei gibt es allein in Deutschland 180 vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter anerkannte Hühnerrassen. Davon sind eine Vielzahl vom Aussterben bedroht, obwohl Rassehühner zahlreiche Vorzüge besitzen. So geben sie ihre Lege- und Masteigenschaften an ihre Nachkommen weiter. Sie sind zumeist Zweinutzungshühner und ihre Legeleistung ist auch im 2. und 3. Legejahr noch gut. Mit kalter Witterung haben die meisten Rassen keine Probleme. Und nicht zuletzt ist die Erhalt der Rassenvielfalt auch ein Gewinn in ästhetischer Hinsicht.

Kleinbauern und Privathalter, die ihre Tiere in der Regel nicht oder nicht vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen halten, sollten daher auf Rassehühner setzen. Rassehühner bezieht man beim Hobbyzüchter oder beim Kleintierzuchtverein.

Autor/in:
Matthias Baldauf
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